Tierpraxis Dr. Szabados Durchfallerkrankungen

Durchfallerkrankungen

Eine Änderung der normalen, physiologischen Abläufe im Verdauungstrakt führt meist zur Diarrhöe (Durchfall).

Normalerweise passiert der Nahrungsbrei innerhalb von 8-10 Stunden den Dünndarm, dabei werden ca. 80% des Wassers resorbiert. Die im Dickdarm ankommenden Ingesta (Darminhalt) haben noch eine flüssige Konsistenz. Im Enddarm wird die Wasserresorption fortgesetzt, sodass es zur Festigung des Kotes kommt. Bei einer Diarrhöe werden dem Dickdarm Ingesta mit einem höheren Wassergehalt angeboten, als er rückresorbieren kann.

Die Ursache liegt in einer beschleunigten Darmbewegung (Peristaltik) und somit in einer verkürzten Verdauungszeit, verbunden mit einer Resorptionsstörung. Dabei gelangen nichtabgebaute Gallensäuren in den Dickdarm, die nachgewiesen einen hemmenden Einfluss auf die Wasserrückresorption haben und gleichzeitig eine aktive Sekretion von Wasser und Elektrolyten in den Darm bewirken. Mit der gleichzeitig auftretenden Überwucherung des Dünndarmes mit krankmachenden Erregern kommt es zu schweren Strukturveränderungen der Darmschleimhaut (Darmzottenverkürzung, Absterben der Schleimhaut, in der Folge starke Blutungen usw.) und damit verbunden zu den Resorptionsstörungen.

Bakterielle Beteiligung an Durchfällen:

Dringen Bakterien bis in die Schleimhaut vor, können sie ihre krankmachende Wirkung besonders gut entfalten. Die normale Darmflora (E.coli, Proteus spp. Pseudomonas spp. Klebsiella spp. Laktobazillen, Strepto- und Staphylokokken usw. in physiologischer Anzahl) kann dabei von diesen pathogenen Keimen überwuchert werden, der allgemeine, insbesonders aber der lokale Abwehrmechanismus ist überfordert, sodass eine Therapie unumgänglich wird.

Krankmachende Keime sind die oben angeführten Bakterien in sehr hoher Anzahl, aber z.B. auch Clostriduim perfringens, Camphylobakter jejuni, div. Salmonellenstämme usw.

Virale Infektionen:

Eine virale Beteiligung ist recht häufig, Viren sind dann Wegbereiter für sekundär- bakterielle Infekte.

Am bekanntesten sind die Parvo-Viren („Katzenseuche“ – ähneln den Viren bei den Katzen, deshalb der Name, und machen ein gleiches Krankheitsbild, können aber nicht auf Katzen oder umgekehrt übertragen werden). Besonders Welpen können sehr schwer erkranken, wobei es auch zum plötzlichen Tod kommen kann, ohne dass die Krankheit mit dem typischen, blutigen Durchfall durchbricht. Ebenso wird bei diesen parvoerkrankten Tieren die Herzmuskulatur geschädigt. Austrocknung, Gewichtsverlust und Kreislaufschwäche führen ohne Therapie nach ein bis zwei Tagen zum Tod.

Corona- und Rotaviren verursachen hingegen etwas leichter verlaufende Durchfälle und werden vornehmlich bei Hunden unter einem halben Jahr festgestellt, Erkrankungen älterer Hunde sind jedoch auch möglich. Die Ausbreitung dieser Viren ist leicht möglich in Hundezwingern und beim Zusammenkommen einer großer Anzahl von Hunden. Auch Fehlfütterungen (Essensreste, verdorbene Nahrung) und Nahrungsmittel , die nicht gut vertragen werden, können bei Infektionsdruck mit Coronaviren begünstigend wirken.

Hefe und Pilze im Darmtrakt:

Hefe und andere Pilze wie Candida ssp.., Mucor, Geotrichum cand. werden allgemein der normalen Darmflora zugeordnet. Bei übergeordneten Darmerkrankungen und nach langen Antibiotika- bzw. Cortisongaben kann es zur deutlichen Erhöhung der Hefen und Pilze kommen. Die Folge ist, dass diese in die Schleimhaut und darüber hinaus in die Blutbahn eindringen, um sich in anderen Körperregionen anzusiedeln.

Oft dramatisch ablaufende Krankheitsbilder werden durch sog. Mykotoxine (Gifte) hervorgerufen, die von verderbniserregenden Schimmelpilzen gebildet werden.

Durchfall durch Darmparasiten:

Parasiten stehen sehr häufig mit Störungen des Darmtraktes in Zusammenhang, es ist jedoch nicht immer davon auszugehen, dass Parasitenbefunde die alleinige Ursache von Magen-Darmerkrankungen sind. Bandwürmer, Spulwürmer und kl. Rundwürmer sind die häufigsten Erreger im Darmtrakt, wobei in erster Linie Welpen und Junghunde befallen werden. Protozoen, wie Giardien, werden bei den Hunden auch im normalen Kot gefunden, ist jedoch die Besiedelung sehr groß, und überwuchern diese Erreger in großem Umfang die Schleimhautschicht, kann eine Diarrhöe ausgelöst werden. Da die Giardien wahrscheinlich nicht sehr wirtsspezifisch und auch für den Menschen pathogen sind, müssen Giardien-Befunde beim Hund als Infektionsreservoir angesehen werden. Auch Kokzidien können sehr häufig Durchfälle verursachen.

Alimentär bedingte Verdauungsstörungen:

Futter, das quantitativ wie auch qualitativ schwer verdauliche Substanzen enthält oder nicht genügend aufgeschlossen werden kann, verursacht oft lästigen und schwer therapierbaren Durchfall. Zu den Futtersubstanzen, die in erhöhten Mengen vom Hund unzureichend abgebaut werden, gehören unter den Kohlenhydraten Saccharose und Lactose, bei einem Stärkeanteil von über 60% (in der Trockensubstanz) ist der Verdauungsapparat überfordert. Vom Tier stammendes Eiweiß (Fleisch, Pansen, Milchprodukte usw.) führt in normalen Mengen nicht zu Verdauungsstörungen, bei einseitiger Verfütterung kann es jedoch zu gesteigerten Fäulnisprozessen kommen, da die Passagezeit durch das Fehlen von Ballaststoffen verlangsamt wird.

Therapie:

Das Hauptbemühen bei der Behandlung sowohl akuter als auch chronischer Durchfälle ist in der Ausschaltung des verursachenden Agens zu sehen.

In Fällen von akuter Diarrhöe sollte die Behandlung unverzüglich begonnen werden, um Flüssigkeitsverluste und Elektrolytverschiebungen zu verhindern. Außerdem sind selbstverständlich Medikamente zu geben, die eine raschere Abheilung des Durchfalles bewirken (Tierkohle, ausgetestete Antibiotika, Darmflora aufbauende Pulver oder Flüssigkeiten, Verdauungsenzympräparate , schmerzlindernde und krampflösende Medikamente, Pilzpräparate, Wurmkuren usw.). Chronische Darmentzündungen sind meistens medikamentös sehr schwer zu beeinflussen und bedarfen oft einer langzeitigen und konsequent geführten Diätetik.

Vor dem Beginn einer leicht verdaulichen Diät ist Fasten über ein bis drei Tage zwingend! Das anschließend angebotene Futter muss frei von Substanzen sein, die mechanisch die Darmschleimhaut reizen können. Die Nahrung sollte aus einer Proteinquelle (Magertopfen, Hüttenkäse, mageres, gekochtes Hühner-, Puten- oder Kalbfleisch) und einer Kohlenhydratquelle (Reis, Nudeln) bestehen. Auch ist darauf zu achten, dass durch kleine Portionen, mehrmals am Tag verteilt, keine Überlastung des Darmes entsteht. Nach Beseitigung der Diarrhöe kann auf normale Kost übergegangen werden. Um Rezidive zu vermeiden, sollten auch in den nächsten Wochen trotz schönen Stuhlganges noch mehrere kleine Portionen von handelüblichen Hundefuttermitteln über den Tag verteilt verfüttert werden .